Müssen Lehrer trendy sein?
Pädagogische Moden in der Grundschule
Müssen Lehrer trendy sein – was meine ich damit und warum beschäftigt mich das? Ich bin keine ausgebildete Pädagogin, kein Lernexperte und keine Didaktikerin, aber ich gehöre zu den Menschen, die gerne Neues ausprobieren: neue Gewohnheiten, neue Arbeitsmethoden, neue Techniken in der Kunst – was auch immer. Man hofft ja stets, seinen Alltag zu verbessern, die eigenen Arbeitsprozesse zu erleichtern oder einfach ein netterer Mensch zu werden … 😉
Ich bin dann sehr euphorisiert und habe das Gefühl, das genau das mir gefehlt hat oder das genau dies der richtige Weg ist, stelle aber meist nach einer Weile fest, dass die neue Verhaltensform doch nicht zu mir passt. Und da sehe ich die Parallele zum Unterrichten in der Schule.
Ich vermute, dass Lehrerinnen und Lehrer, die ihren Beruf ernst nehmen, aktuelle pädagogische Entwicklungen verfolgen und sich für neue Methoden begeistern, sich aber auch davon überfordert fühlen, sie in die Praxis umzusetzen. Ich zumindest sammele oft Links zu entsprechenden Artikeln und komme noch nicht einmal dazu, sie alle in meinem >> Newsletter zu verarbeiten.
Wunsch und Wirklichkeit
Weg vom Frontalunterricht ist ja so eine Devise, hin zu Lernlandschaften, zum Stationenlernen, zum selbstbestimmten selbstorganisierten Lernen, zu Lehrkräften als Lernbegleiter etc. etc. Bitte nicht falsch verstehen – ich finde alle diese Ansätze sehr spannend und bestimmt auch hilfreich, anregend und sinnvoll.
Trotzdem – ich finde man sollte daraus keine neue Ideologie machen, der man hinterher rennt. Nehmen wir zum Beispiel das „Stationenlernen“ oder ähnliche Varianten des selbstorganisierten Lernens. Damit das für alle Beteiligten – Lehrende und Lernende – funktioniert, müssen die Kids doch erstmal überhaupt eine Vorstellung vom selbständigen Erarbeiten von Themen haben, vom Lernen eben. Dieses Lernen lernen kommt mir dabei immer ein bisschen zu kurz. Darunter leiden vor allem die Kinder, die von zuhause keine Lern-Vorbildung mitbringen.
Sich Ziele setzen, klare Vorstellungen haben, den Lernweg in Einheiten aufteilen können – liebe Leute, das können doch viele Erwachsene nicht, wie sollen denn 8-Jährige das hinkriegen? Ich denke hier müsste viel mehr das Lernen gelehrt werden – und das ist eine super schwierige Sache. Denn eigenes Lernen erfordert eine gewisse intrinsische Motivation.
Deshalb sage ich: Es ist toll und wichtig, sich mit neuen Methoden und Ideen auseinanderzusetzen und sie auszuprobieren. Aber lasst euch kein Muss einreden. Lehrer*innen müssen nicht trendy sein.
Links zum Weiterlesen:
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